24. Niedersachsen Karate Landesmeisterschaft
Sporthalle des Herzog-Ernst-Gymnasium in Uelzen - 15. Februar 2014
Es war ein lockereres Karate Training im Pulverweg 6 bei Osaka in Lüneburg. Das Team stimmte sich wie immer gemeinsam und entspannt auf einen so wichtigen Wettkampf wie am Samstag ein. Man ging noch einmal die Wettkampflisten durch, überprüfte die eigene Gewichtsklasse und übte die wichtigsten Technikabläufe. Nach dem Training blickten alle Kämpfer vom Vfl Osakakarate Lüneburg e. V. ein letztes mal auf das lange Regal, welches die zahlreichen Trophäen der „Osaka-Ära“ der Vergangenheit bilanziert. Mit dem persönlichen Ziel gemeinsam - aber auch als Einzelkämpfer - seinen Teil dazu beizutragen, dass diese Sieges-Reihe fortgesetzt wird und das mit Leidenschaft und Liebe zum Karate.
“Morgen geht was, Jungs!“ sprach Sören Mennerich, bevor alle nach Hause fuhren, um Kraft für den nächsten Tag zu tanken. Dann begann sie endlich - die 24. Landesmeisterschaft des Bundeslandes Niedersachsen. Es war ein straffer Zeitplan für die 10 Lüneburger Kämpfer und nicht allein der Adrenalinschub trug dazu bei, dass sich dieser Tag lohnen sollte…
Osaka als amtierender Landesmeister 2013 hatte einen Titel zu verteidigen. Angekommen in der Sporthalle des Herzog-Ernst-Gymnasiums in Uelzen, ging es für die Jugendlichen zunächst zum Wiegen. Gekämpft wurde in den jeweiligen Klassen, unterteilt nach Alter und Gewicht auf insgesamt 4 Kampfflächen. In diesem Jahr nicht als aktiver Kämpfer vom Osaka, sondern als Kampfrichter war Michael Schubert gesetzt, der Landesmeister von 2005.
Am Vormittag kämpften die Schüler und setzten die ersten Ausrufezeichen. Karim Raad und Christopher Kantelhardt betraten nacheinander die Kampffläche (Tatami). Beide unterlagen nur knapp dem Lucas Kurtessis aus Northein, der später Landesmeister wurde in der Kategorie Jugend, männlich, bis 45 kg. Im weiteren Verlauf traten die beiden Lüneburger dann gegeneinander an. Christopher Kantelhardt gelang es hier, sich gegen seinen Vereinsfreund Karim Raad durchzusetzen und belegte vor ihm den 2. Platz und ist Vize-Landesmeister 2014. Karim Raad bekam das Bronzemetall.
Eine allzu lange Verschnaufpause gab es für die beiden allerdings nicht, denn sie kämpften nur wenige Minuten später mit Noah Salewski und Sido Siedo in der Jugendmannschaft von Osaka. Die Herrenmannschaft holte bereits 2013 den Titel - jetzt wollte es die Jugend ihnen gleich tun. Das konsequente Training der letzten Jahre zahlte sich aus und sie wurden Landesmeister nach einem spannenden Finale gegen den BSC Asia Karate Gifhorn e. V., welcher den zweiten Platz belegte.
Während diesem grandiosem Sieg wärmten sich bereits die Männer der Leistungsklasse auf. Kampftrainer Michael Herkt, der vorherige Woche bereits Hamburger Landesmeister im Einzel und Team für den befreundeten Verein TSG Bergedorf wurde, steckt seit mehreren Jahren viel Zeit und Engagement in das Kampftraining der Osakakaratekas.
Es war 12:30 Uhr und jetzt wurde die nächste Runde auf Kampffläche 1 eingeläutet: In der Leistungsklasse der Erwachsenen betrat der amtierende Landesmeister Jun-Patrick Raabe in der Kategorie bis 75 kg die Kampffläche. Chef-Trainier Heinrich Reimer (8. DAN, mehrfacher deutscher Meister) nahm auf dem Trainerstuhl am Flächenrand Platz und coachte seinen ehrgeizigen Schüler durch die Kämpfe. Raabe setzte sich mit seinen gefürchteten Tritten zum Kopf durch und zog ins Finale ein.
Parallel dazu ging es auf der Kampffläche 2 mit der nächst höheren Gewichtsklasse weiter. Marcus Schock und Dennis Peizert traten bis 84 Kg an. Beide gehören wie Raabe seit Jahren zum festen Kader des Osaka-Teams aus Lüneburg. Marcus Schock gewann seinen ersten Kampf souverän gegen Timo Hesper vom VTB Oldenburg mit 7:1. Im Halbfinale unterlag er sehr knapp mit 2:3 Patrick Olszewski aus Goslar und erreichte den 4. Platz - doch dies war nicht die letzte Begegnung die Olszewski an diesem Tag mit einem Osaka-Kämpfer haben sollte. Dennis Peizert lieferte sich einen spannenden Kampf mit Evgeni Mironow und gewann in den letzten Sekunden. So war auch er fürs Finale gesetzt!
Die letzte Gruppe im Einzel, + 84 kg begann auf Fläche 3. Hier gingen Marcel Peizert und Sören Mennerich für Lüneburg an den Start. Mennerich, der selbst Sport studiert sprach am vorangegangenem Tag diese Worte und man spürte, wie er bereit war - bereit zu kämpfen. So gewann er alle Kämpfe vor Ablauf der Kampfzeit von 3 Minuten und zog souverän ins Finale ein. Marcel Peizert gewann seinen ersten Kampf, scheiterte leider sehr knapp an Jonas Czermak aus Seelze und wurde Vierter.
Es war ein Hoch der Gefühle, doch noch nicht vorbei. Die Teamkämpfe sollten noch ausgetragen werden. Die 1. Herrenmannschaft von Osaka, besetzt von Michael Herkt, Sören Mennerich, Jun-Patrick Raabe, Dennis und Marcel Peizert sowie Marcus Schock, stellte sich auf für die erste Begegnung. Der VTB Oldenburg wurde geschlagen - alle Kämpfe wieder vorzeitig beendet! Als nächstes ging es gegen den JKCS Goslar ran - auch hier gewann der Landesmeister von 2013 vorbei zog ins Finale ein! Die Titelverteidigung war zum Greifen nah und es versprach berauschend zu werden.
Nun hieß es eine Stunde Pause. Zum Kräfte sammeln, Einstimmen, Meditieren. Langsam machten sich alle bereit und stellten sich zusammen mit den anderen Finalteilnehmern auf um geschlossen in die Sporthalle ein zumarschieren zu feierlicher Trommelmusik. Der Präsident des Niedersächsischen Karateverbandes Dieter Mansky sprach seine sportliche Anerkennung aus und wünschte allen Finalteilnehmern maximalen Erfolg.
Hiervon träumte die Kumitemannschaft von Osaka seit dem letzten Titelgewinn im vergangenem Jahr. In allen angetretenen Kategorien im Finale zu stehen. Und jeder Einzelne von ihnen spürte diese Magie der Gemeinschaft.
Nun war es soweit: Jun-Patrick Raabe stand Steven Fener aus Seelze gegenüber. Heinrich Reimer nahm auf dem Coachstuhl platz um seinem Schüler wissen zu lassen, dass er bei ihm ist. Die Halle wurde still bis der Kampfrichter „Hajime!“ (jap. Beginnt“), schrie. Raabe legte sofort los und ging in Führung mit einem Schlag zum Kopf. Die Halle bebte, als er seine Führung weiter ausbaute. Man hörte die Halle nur noch Eines zu taktvollem Klatschen rufen: „Jun! Jun!“ Dann war es geschehen - er ist erneut Landesmeister mit 7:3 Punkten und sprotzte vor Euphorie.
Diese Euphorie nahmen die zahlreichen Freunde, Bekannte, Mannschaftskameraden und weiteren Zuschauer mit in die nächste Finalbegegnung. Dennis Peizert wollte es sich und seinem Trainier zeigen, dass er bereit ist. Die vielen Trainingseinheiten und Schweißperlen in der Vergangenheit sollten nicht umsonst gewesen sein. Patrick Olszewski verstand die Welt nicht mehr. Der amtierende Vize-Weltmeister war ratlos und unterlag in einem klar dominiertem Kampf Dennis Peizert, der sich fortan Landesmeister nennen darf.
Es war unglaublich - in den Einzeldisziplinen konnte nun noch Sören Mennerich das Triple perfekt machen. Wie auch in den Vorkämpfen war er nicht aufzuhalten und kämpfte mit einer tiefen Überzeugung, die der eines Löwen gleicht. Kaum begann der Kampf war Mennerich mit seinem Faustschlag am Kopf von Peter Engel vom JKCS Goslar und punktete weiter und weiter. Trainer Reimer war beinahe sprachlos, da auch dieser Finalkampf erneut vorzeitig ein Ende fand, da Mennerich klar dominierte.
Bekanntlich kommt am Schluss immer das Beste und so wurde die Königsdisziplan, das Mannschaftsfinale ausgetragen. Osaka stand den Karatekas aus Rinteln gegenüber. Reimer lies bei dem ersten Kampf Michael Herkt den Vortritt auf den Trainerstuhl. „Von etwas weiter hinten darf ich mehr jubeln.“, so Reimer. Mennerich war den ganzen Tag nicht zu stoppen - jetzt auch nicht. Nun im zweiten Kampf, kam Michael Herkt die Ehre zu Teil, den Pokal nach Lüneburg zu holen. Die Sporthalle war außer sich und feuerte den Mannschaftskapitän lautstark an. Sein klar dominierender Kampf spiegelte das gesamte Turnier wieder und dann war es so weit. Der Moment war gekommen - der Kampf vorbei, als Herkt einen deutlichen Punktevorsprung hatte vor Ablauf der Zeit.
Tränen der Freude waren zu erkennen, als sich die Kämpfer und Trainer gemeinsam in den Armen lagen und schrieen: Wir sind Landesmeister! Was für ein Tag, was für ein Turnier. Mit diesem Sieg haben sich die Landesmeister das Ticket für die Deutsche Meisterschaft in Coburg am 29.03.2014 gesichert um die Erfolgsstory fortzusetzen.
Mit einem klaren Ziel vor Augen, Vertrauen in die eignen Fähigkeiten und sympathischem Understatement hat Heinrich Reimer einmal mehr seine Vfl Osaka-Kämpfer mit Erfolg antreten lassen. Damit zeigt er, das Lüneburg mehr als eine Geschichte als Handelsstadt hat, sondern mit dem Vfl Osaka auch eine wichtige Größe im deutschen Karate von gestern und morgen darstellt. Weiter so!